|
Hunde vergiften im Park Aus einem Buch
vorzulesen, das so tut, als wäre es gar kein Buch, das ist gewagt. Der Freiburger Kabarettist Frank Sauer ist dieses Wagnis eingegangen. Das komische Buch heißt “Wie die Tiere” und ist ein Krimi von Wolf Haas. Da gibt
es einen Erzähler, der palavert und schwätzt. Wenn mal kein passendes Wort parat ist, heisst es einfach „Dings”, Sätze hören zuweilen mittendrin auf, die Geschichte schweift ab und ist voll mit schrulligen bis
hanebüchenen Alltags- weisheiten und Kommentaren des Erzählers, der nicht selten auf eine Pointe zusteuert, um sie dann doch haarscharf zu verfehlen. Haas hat eine Kunst daraus gemacht, vermeintlich mündliche Rede in
Schriftsprache zu gießen. Und auch wenn es ein ziemliches Wortungetüm ist: „KrimiComedyVorlesePerformance” - das trifft den Nagel tatsächlich auf den Kopf. Sauers eigenwillige Mixtur muss sich hinter
dem Original nicht verstecken, die trickreiche und doch sparsame Inszenierung von Frank Sauer und seinem Regisseur Christian Bronder funktioniert. Auf der Bühne steht ein Tisch, darauf ein Computerbildschirm in Richtung
Publikum, davor ein Stuhl, an der Wand hängt eine weiße Tafel. Mehr nicht, es bleibt immer noch viel Platz für die Fantasie und den lesenden Komödianten, der erst einmal die Gemeinsamkeiten von Buch und Bühne
klarstellt. Aber dann: “Jetzt ist schon wieder was passiert.” Mit diesem Satz fangen alle Bücher um den Privatdetektiv Brenner an. Frank Sauer inszeniert das Lesen, indem er sich gemütlich ins Buch hineinlümmelt,
plötzlich in Figuren schlüpft, eine Tafel bemalt oder Dialoge mit sich selbst auf dem Bildschirm führt und so der absurden Prosa einen ganz eigenen Rhythmus verpasst. “Wie die Tiere” handelt von Hunden,
die im Wiener Augarten mit Hilfe von fies präparierten Keksen zur Strecke gebracht werden. Verdächtige gibt es zuhauf, der Brenner hat alle Hände voll zu tun, zumal zu allem Übel auch noch ein Kampfhund einer
Tierschützerin die Kehle durchgebissen hat. Wie das nun ausgeht, wird hier natürlich ebensowenig verraten wie das irre Finale, die gelungenen Gags und multimedialen Einlagen Sauers, die sich nahtlos in den Erzählstrang
einfügen. Badische Zeitung 6.10.04 |